Nun hat auch in Maisha Mazuri die Weihnachtszeit ein Ende genommen – der Adventskranz ist verstaut worden und auch in der Küche werden nicht mehr abwechselnd gebrannte Mandeln und Plätzchen gemacht. Das neue Jahr hat begonnen und mit ihm ist auch der Alltag im MCC sehr anders. Vieles hat sich geändert – sowohl geplant als auch unerwartet. Doch beginnen wir am Ende des letzten Berichts:
Abgesehen von zwei Mädchen verließen alle Kinder am 14. Dezember für drei Wochen das Heim, um Weihnachten und Neujahr bei ihren Familien – beziehungsweise „Guardians“ – zu verbringen. So trat fast schon Stille im MCC ein, wenn man an das ständige Rufen und Lachen der Kids gewöhnt ist. Doch das hieß für uns Volunteers (Nina und Rafaela) noch lange nicht, dass es weniger zu tun oder zu erleben gab. Nun konnten wir einerseits nach wie vor viel in der Küche und im Haushalt helfen, intensiv mit den zwei verbliebenen Mädchen Zeit verbringen und das gesamte Lehrerpersonal für das neue Schuljahr kennenlernen, das sich täglich in Maisha Mazuri versammelte. Einmal wurden wir sogar auf eine kenianische Hochzeit eingeladen! Da wir uns das nicht entgehen lassen wollten, nahmen wir gemeinsam mit Michael, dem Manager des MCC, und ein paar Lehrern die fünf stündige Fahrt durch das wunderschöne Hochland Kenias auf uns. Wir Volunteers wurden sehr herzlich vom Ehepaar höchstpersönlich willkommen geheißen und waren beeindruckt von diversen Sing- und Tanzeinlagen.
Die Abwesenheit der Kinder wurde auch zur Durchführung mehrerer Bauarbeiten auf dem gesamten Heimgelände genutzt. Neu wurde ein Mast zur besseren Stromversorgung gebaut. So ist nun auch die Außenküche mit elektrischem Licht ausgestattet. Zusätzlich wurden dort die Wände betoniert und erhöht. Auch wurden quer über das Gelände Wasser- und Stromleitungen verlegt.
Eine Woche nach der Abreise der Heimkinder verließen dann auch wir Volunteers das MCC, um die Weihnachtstage auf einer Safari zu verbringen. Anschließend war eigentlich geplant, Neujahr in Mombasa zu feiern. Leider wurde Nina jedoch nach der Safari sehr krank, weshalb wir beschlossen, die Rundreise abzubrechen. So organisierte der Heimleiter Jimmy für uns sofort einen Fahrservice von Nairobi zum MCC zurück, wo wir sehr herzlich empfangen wurden. Wir waren gerührt von der liebevollen Fürsorge der Heimmitarbeiter, die Nina während ihrer Krankheit erfahren durfte. Die ausgefallene Fahrt nach Mombasa wurde quasi ungeschehen gemacht durch ein wunderschönes Silvester im Heim. Im kleinen Kreis empfingen wir das Jahr 2020 mit Wachsgießen und Wunderkerzen. Dennoch musste Nina am ersten Januar schweren Herzens verfrühten Abschied nehmen. Mittlerweile geht es Nina nach weiterer ärztlicher Behandlung in Deutschland wieder gut.
Nach zwei Tagen kam aber schon Rupert als neuer Volunteer im MCC an, somit ändert sich das „Wir“ der Volunteers nun in Rupert und Rafaela.
Ein Tag später – am 5. Januar – kamen nacheinander die Kinder aus den Ferien zurück und es wurden Ferienerlebnisse ausgetauscht. Durch den Schulbeginn am Montag darauf konnten wir uns tagsüber neuen Aufgaben widmen. Aufgrund der etwas länger anhaltenden Regenzeit war es weiterhin zunächst schwierig, zur Farm zu gelangen, aber ab Mitte Januar konnten wir regelmäßig Kimeu am Vormittag auf der Farm helfen. Es gab diese Saison eine reiche Ernte an Mangos, Sukuma und sogar Kohlrabi.
Große Freude gab es im MCC bei der Geburt von zwei gesunden Kälbchen und wir konnten die stolze Mutter Kira mit frisch geschnittenem Gras von der Farm stärken. Schwerpunkt in dieser Zeit wurde für uns der Kinder-garten. Wir waren fast täglich bei Teacher Frida und ihren kleinen Sprösslingen dabei. Dort halfen wir im Alltag mit, erneuerten viele Unterrichtsmaterialien und unterstützten die Kinder bei ihren Aufgaben. Denn obwohl sich die Kinder erst im Alter zwischen 4 bis 6 Jahren befinden, waren wir überrascht, dass sie größtenteils schon den Lernstoff der deutschen ersten Klasse beherrschen.
In Absprache mit Frida entstanden dann von uns Angebote in Kleingruppen, wie Projekte zur spielerischen Entwicklungsförderung (englische Wortschatzerweiterung, Bewegungsspiele, Angebote zu Mengen und Zahlen) und Sandarbeit, da Rupert als Heilpädagoge mit dieser Therapieform Erfahrung mitbrachte. Bei der expressiven Sandarbeit wird innerhalb einer Gruppe den Kindern in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit geboten, in einer eigenen Sandfläche anhand von Figuren, Tieren und Gegenständen „eigene Bilder“ zu gestalten, zu verändern, oder zu erneuern. Dabei können negative Erfahrungen spielerisch in positive Bilder verändert werden. Damit das Kind in einen eigenen Prozess hineinfinden kann, bieten wir das regelmäßig über mehrere Wochen an.
Im MCC selbst haben wir trotz des straffen Schulalltags einige Angebote für die Kinder durchführen können. Besonders beliebt war unsere selbstgemachte Knete, die wir regelmäßig zur Verfügung stellen.
An einem Samstag fand ein Workshop zum Thema „Menschenrechte“ statt, da Rafaela selbst bei Amnesty International aktives Mitglied in München ist. Zu Beginn des Workshops wurden die Kinder mit einer Traumreise für dieses Thema sensibilisiert. Schon hier waren wir überrascht, wie durchdacht die Kinder eigene Ideen mit einbrachten. Anschließend durften die Kinder die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte entsprechenden Bildern zuordnen, welche von Rafaela selbst gemacht wurden. Die Kids konnten sich so mit jedem Artikel auseinander setzen und entschieden am Ende, welche ihnen am wichtigsten sind. Im Zuge dessen entstand ein Plakat, das nun im Gemeinschaftsraum hängt. Das Thema „Menschenrechte“ wurde in der darauf folgenden Zeit immer wieder aufgegriffen und war somit sehr präsent.
Der Flötenunterricht fand weiterhin am Wochenende statt und ist nach wie vor sehr gefragt. Es ist schön, die großen Fortschritte und die starke Motivation der Kinder mit zu verfolgen.
Mitte Januar säten wir mitgebrachte Kressesamen in einen Eimer, welche wir uns einmal nach dem Abendessen kombiniert mit Kräckern und Butter schmecken ließen. Da einige Kinder hin und wieder von Kartoffelchips schwärmten, frittierten wir an einem Mittwoch Nachmittag eine große Menge an Kartoffeln zu Chips – mit Ketchup waren sie schnell alle ratzeputz weg.
Neben dem Kindergarten wollten wir auch einen Einblick in den Schulalltag bekommen. Irrtümlicherweise landeten wir auf dem Weg zur Maisha Mazuri Primary School zunächst in zwei anderen staatlichen Primary Schools. Da wir an jeder Schule immer herzlichst empfangen, vom Direktor persönlich begrüßt wurden und im Unterricht hospitieren durften, gingen wir jedes Mal davon aus, an der richtigen Schule zu sein. Trotz dieser Missverständnisse waren wir überrascht von der spontanen Offenheit der Schulen, bis wir mittags endlich an unserem geplanten Ziel ankamen. Somit bekamen wir einen ausführlichen Einblick in das kenianische Schulsystem und begegneten dabei fast allen Kindern des MCC, was abends für viel Gelächter sorgte.
Nun endet auch schon die gemeinsame Zeit von Rupert und Rafaela in Maisha Mazuri. Den Abschied von Rafaela planen wir in einem gemeinsamen Abend mit Schokobananen und Gesang. Bedanken wollen wir uns bei dem Verein „Hand in Hand für Kenia“, der für uns diese Zeit organisierte und uns im Hintergrund liebevoll begleitete. Ganz besonders dankbar sind wir allen Bewohnern und Mitarbeitern des MCC, die uns so herzlich, offen, fürsorglich und wie selbstverständlich als Teil ihrer Gemeinschaft aufgenommen haben.
Asante Sana!
Rafaela und Rupert