Veronika Berndl berichtet von ihrer Zeit im MCC

Habari yako kutoka kenya!! (Hallo aus dem wunderschönen Kenia!)

Mein Name ist Veronika Berndl, ich bin 24 Jahre alt und wohne in Edling. Ich würde mich selbst als absoluter Feuerwehr-Fan beschreiben und verbringe nahezu meine gesamt Freizeit dort. Außerdem bin ich Ortsvorsitzende der Jungen Union Edling und in der Wasserwacht Rott am Inn aktiv. Mein Realschullehramtsstudium für die Fächer Mathematik und Wirtschaft habe ich gerade abgeschlossen und im September beginnt für mich der praktische Teil der Lehrerausbildung, das Referendariat. Für diesen Zwischenzeitraum habe ich eine sinnvolle Beschäftigung gesucht, und mehr noch, mir einen langen Traum erfüllt. Denn kennen tue ich den Verein Hand-in-Hand-für-Kenia rund um Jürgen und Barbara Hansen schon seit langer Zeit.

Um eines gleich vorwegzunehmen: Ich denke (und dachte auch vor meine Reise) nie, dass ich in meinem 9-wöchigen Aufenthalt „die Welt verbessern“ kann. Wahrscheinlich ist auch genau das der Ausschlag gebende Punkt, warum ich mich für Hand-in-Hand-für Kenia als Freiwilligen-Projekt entschieden habe und warum mich dieses Projekt seit langer Zeit fasziniert.

Miteinander – Nachhaltig – Bildung

Stark vereinfacht könnte man wie folgt sagen: Was bringt ein aus Deutschland gespendeter Sack Reis, wenn eine Bevölkerung durch eine Dürre an Hunger leidet? Richtig, er stillt den Hunger. Leider stillt er auch genau so lange den Hunger bis der Sack Reis zu Ende gegessen ist. Danach ist es meist die gleiche Ausgangslage wie zuvor.

Nachdem ich mich einige Zeit mit dem Verein Hand-in-Hand-für-Kenia beschäftigt hatte, wurde mir klar, dass die Ehrenamtlichen des Vereins versuchen, einen nachhaltigeren Weg zu gehen. Das Projekt nahe Nairobi ist eine Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Investitionen durch den Verein sollen die Bevölkerung miteinbeziehen, neue Arbeitsplätze schaffen und Vorbild sein. Es geht nicht darum ein nach deutschen Vorstellungen „perfektes“ Projekt zu erschaffen und zu sagen, dies sei der eine, der richtige Weg. Der Verein versucht mit einfachen kleinen Schritten im gegenseitigen Miteinander kleine, nachhaltige Verbesserungen zu erreichen. Ein Beispiel hierfür ist die Landwirtschaft (genannt Shamba), die das Kinderheim und die Schulen versorgt. Die Bauern in der Region verwenden Düngemittel, das sie zu sehr hohen Preisen aus dem Ausland erwerben. Die Preise für Düngemittel steigen immer mehr und der Verdienst der Bauern wird immer weniger. Somit sind die Bauern abhängig von ausländischen Investoren, an denen ihre gesamte Existenz hängt. In Maisha Mazuri wird die Landwirtschaft rein ökologisch betrieben, der Dünger wird in einem Kompost selbst durch Mist und Bio-Abfall hergestellt. Gemeinsam mit der kenianischen Bevölkerung wurden Ideen entwickelt, wie herkömmliche Anbauweisen verbessert werden können, das Auslaugen des Bodens verhindert und die Abhängigkeit vom Ausland abgebaut werden kann. Es gilt dabei nicht „wer zahlt, schafft an“, denn ohne gegenseitiges Verständnis kann kein nachhaltiger Wandel entstehen. Es fällt uns wohl allen schwer, nicht mit dem Finger auf die Kenianer zu zeigen, wenn sie ihren Müll achtlos auf den Boden werfen. Aber wie können wir uns dieses Urteil erlauben, wenn wir vor wenigen Jahren selbst noch so viele Umweltsünden begangen haben? Und sehen wir nicht immer noch unzählige weggeworfene McDonalds-Tüten am Straßenrand? Das Projekt Maisha Mazuri zeigt, dass der Müll doch für wertvollen Kompost verwendet werden kann. Die Kinder lernen, dass Plastikmüll von ihren Ziegen und Kühen gefressen werden kann, was diese krank werden lässt. Miteinander. Nachhaltig. Bildung.

 

 

Eine Reise ins Unbekannte

Mein kleines Abenteuer startete Anfang April und mit Mix aus Aufgeregtheit und Vorfreude begann meine Reise ins Unbekannte. Als ich nach einer langen Reise spät abends im Maisha Mazuri Children Centre ankam, schliefen die Kinder bereits und nachdem ich von der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter äußerst herzlich empfangen wurde, fiel auch ich todmüde ins Bett.

Im Maisha Mazuri Children Centre sind derzeit 38 Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren untergebracht. Es liegt etwa 1,5 Autostunden östlich von Kenias Hauptstadt Nairobi und ist sehr ländlich geprägt. Kinder, die hier Zuflucht finden, haben zuvor auf den Straßen oder Slums in Nairobi gelebt. Sie hatten kein Dach über den Kopf, ihre Eltern sind entweder nicht mehr am Leben, alkohol- oder drogenabhängig oder auf andere Weise nicht fähig für ihre Kinder zu sorgen. In Maisha Mazuri haben die Kinder ein sicheres zu Hause gefunden, indem sie Kind  sein dürfen, zur Schule gehen, Gemeinschaftssinn und Verantwortungsbewusstsein lernen.

Für mich war der Kulturschock wohl nicht so groß wie für manch anderen Afrika-Neuling. Ich kenne den Kontinent der Gegensätze bereits von einigen Afrika-Reisen. Ich weiß, wie es riecht, wenn Plastik auf den Straßen verbrannt wird, wie es auf den Märkten zugeht, an denen nicht ganz die deutschen Lebensmittelstandards eingehalten werden und die Wohn- und Lebensweise nicht auf den Zentimeter genau ist. Trotzdem war es eine große Umstellung, sich aus dem gewohnten Umfeld in eine völlig neue Lebensweise zu begeben. Durch die herzliche Art der Kenianer, die liebevolle Betreuung der Mitarbeiter vor Ort, die gut organisierte und äußerst bemühte Betreuung des Vereins und diese unglaublich liebenswerten Kinder kann ich nach bereits nach eineinhalb Wochen sagen, ich fühle mich wie Zuhause!

 

 

Bücher bedeuten Bildung – Bildung bedeutet Zukunft

Mein erstes kleines Projekt, das ich umsetzen wollte, war die bereits bestehende Bücherei zu verbessern. Die Bücherei ist ein kleines Bücherregal, das aus englischsprachigen Büchern besteht,die die Ehrenamtlichen auf ihren Reisen für die Kinder mitgebracht haben. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wenn 40 Kinder über Jahre immer wieder dieselben (meist schon bei Ankunft   gebrauchten) Bücher lesen, haben diese einige Gebrauchsspuren. Gemeinsam mit den älteren Kindern begann ich die Bücher zu reparieren und alle Bücher vollständig in unsere Bücherei-Listen einzutragen. Manche Bücher (vor allem die beliebten Bücher des Harry Potters), bestehen nun mehr aus Tesafilm als Papier, aber auch das ist ja eine Art von Nachhaltigkeit 🙂

Bei unserem Library-Projekt erzählten die älteren Mädchen, dass sie bereits alle Bücher gelesen haben. Auch fiel mir auf, dass es kaum Bücher für die kleineren Kinder gab. Das fand ich sehr schade! Bücher bedeuten Bildung und gerade Bildung ist für die Zukunft der Kinder so entscheidend.

Spontan kam mir die Idee, über Whatsapp einen kleinen Spendenaufruf zu starten und was soll ich sagen: Über 400€ für unsere Library kamen zusammen! Vielen Dank an alle!! Mit so viel Geld kann man in Kenia viele Bücher kaufen. An einem Markttag begab ich mich mit der Lehrerin Glorious auf Bücher-Suche und gemeinsam suchten wir 18 englisch- und kiswhahilischsprachige Bücher aus. (Von dem Geld ist noch eine Menge übrig, das ich nach und nach investieren möchte.)

Zurück im Children-Centre begann ich mein Projekt, die Bücher und das Lesen mehr ins Alltagsleben zu integrieren. Bei den großen Kindern lief das ganz von selbst: Die Bücher wurden mir quasi fast aus der Hand gerissen, überall im Gelände konnte ich still vor sich hin lesende Kinder entdecken und beim Abendessen wurde darum gedealt, wer welches Buch als nächstes lesen darf, wenn der vorherige Lesen „endlich“ fertig gelesen habe.
Die jüngeren Kinder wollte ich fürs Vorlesen gewinnen und begann immer einige Kinder um mich zu versammeln und eines der neuen Bücher vorzulesen. Einige Kinder waren sofort dabei und begannen den Geschichten zu lauschen. Andere Kinder, beispielsweise die kleine Kathrin, hatten überhaupt kein Interesse an den Büchern. Es dauerte einige Zeit, bis ich merkte, dass diese Kinder einfach kein Vorlesen kannten.  Also begann ich immer wieder mit dem Vorlesen der Geschichten und siehe da, nach einer Woche kam Kathrin auf mich zu und rief „Book, Book“. Ich begann ihr die Geschichte des kleinen Bodos, der nicht fliegen kann, vorzulesen und an diesem Abend sollte ich die Geschichte noch sechs weitere Male lesen!! Ihr seht also, wie wichtig diese Projekte für die Kinder sind und ich möchte mich bei allen bedanken, die sich so sehr für dieses Projekt engagieren und für unsere Bücherei gespendet haben! Asante sana!

Eure Vroni Berndl

 

PS: Falls ihr mehr über das Hand-in-Hand-für-Kenia-Projekt wissen wollt oder Videos und Bilder über das tägliche Leben meiner Volunteers-Zeit sehen möchtet, schaut doch mal bei Instagram @handinhand4kenya vorbei.

 

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