Der August ist um und somit startet nach vier Wochen Ferien auch wieder die Schule. „Des einen Leid ist des anderen Freud.“
Wir sind sehr dankbar, dass wir während unseres Aufenthaltes die Ferien miterleben durften, da durch die vielen gemeinsamen Stunden das Verhältniss zu den Kindern viel intensiver geworden ist und wir zahlreiche Projekte umsetzen konnten. Damit die Ferien jedoch nicht im Chaos enden, haben wir zusammen mit Joseph und Mercy einen Wochenplan erstellt. Dabei wurden die Kinder je nach Alter verschiedenen Gruppen zugeteilt. Zum Beispiel halfen sie in der Küche, auf der Farm und bei den domestic animals mit, um so überall einen Einblick in die verschiedenen Departments am MCC zu bekommen.
Zum Auftakt der Ferien kochten wir gemeinsam mit der „Ulinzi-Gruppe“ Avokado-Tomaten-Pasta. Gar nicht so leicht für 45 Personen ein Abendessen zu zaubern. Erstmal muss man ca. eine Stunde warten bis man das Wasser für die neun Kilogramm Nudeln über dem Feuer zum kochen bringt. ABER AUFGEPASST: Lässt man das Wasser eine Sekunde aus den Augen, kann es passieren, dass der ein oder andere es zum Duschen abschöpft. Leider hatten wir etwas Pech mit unseren 20 Avokados, da diese teilweise noch nicht reif genug waren, weshalb sich die Anzahl minimierte. Dennoch konnten wir die Pasta pünktlich servieren und da der Wunsch aufkam, ob wir dieses Projekt wiederholen können, kochten wir drei Wochen später mit den „Shining-stars“ erneut.
Eines unserer ersten Ferienprojekte war das Fensterputzen. Besonders die Fenster in den Schlafzimmern hatten dies dringend nötig! Wir haben noch nie Kinder gesehen, die so viel Spaß beim putzen haben, denn sie durften in Kleingruppen mit Sprühflaschen und Musik loslegen.
Jeden Montag und Dienstag am späten Nachmittag hatten wir die Ehre von Matron Miriam Taekwanndoo Trainingseinheiten zu bekommen. Selbstverteidigung, Disziplin und Respekt stehen dabei im Vordergrund. Als wir hohen Besuch von Jimmy Kilonzi bekamen, zahlte sich das harte Training aus! Er war von unserer Aufführung so begeistert, dass er spontan sogar eine Zugabe erhielt.
Wöchentlich ging es in die Bäckerei, um Philip bestmöglich zu unterstützen. So konnten wir mit den „Achievers“ am Tag des Lagerfeuers, die Breadrolls selber zubereiten, währenddessen die „Simba-Group“ die Holzstecken für die Würstchen sammelte und schnitzte. Die besondere Atmosphäre am Feuer mit Brot, Würstchen, Ketchup und Ananassaft wurde musikalisch durch das Gitarrespielen afrikanischer Lieder von Hauspapa Jackson unterstützt.
An zwei aufeinaderfolgenden Nachmittagen boten wir den Kinder an, einen Spaziergang mit anschließendem Picknick zu machen. Leider war es uns nur möglich die Shamba als „Endstation“ zu nutzen, da die Felder und Wiesen rund um das MCC nahezu alles Privatgrundstücke sind.
Die freie Zeit, die die Kids zwischen ihren Aufgaben und Pflichten hatten, wurde mit Stricken, Nägellackieren und das Fädeln von Armbändern verbracht. Mit Säge, Hammer und Nägel konnten die Jungs ein Skateboard bauen. Die Ergebnisse lassen sich auf jeden Fall sehen! Auch unseren im Juli angefangen wöchentlichen Lauf zur Schule und zurück, konnten wir fortführen. Um den Eingangsbereich etwas mehr Farbe zu verpassen, wurden die Steine mit verschiedenen Mustern bemalt, die nun die Obstbäume und den Weg zieren.
Als wir den Plan für die dritte Woche in der Dining-hall aufhingen und die Kinder sahen, dass wir am 17.08.24 Schwimmen in die Savannah Lodge in Nguluni gehen werden, war die Vorfreude groß. Nicht nur die Center based sondern auch de Community based Kinder hatten die Möglichkeit einen ganzen Tag mit schwimmen, plantschen und toben zu verbringen. Extremes Glück hatten wir mit dem Wetter! Die vorherigen Wochen waren eher immer etwas kühl und bewölkt, doch an diesem Samstag schien bereits in den Morgenstunden die Sonne. Mit den Älteren spazierten wir vier Kilometer zu unserem Planscherlebnis, während die Jüngeren einen Shuttle bekamen. Dort angekommen hieß es sofort: Klamotten runter und ab ins Wasser! Auch den Nicht-Schwimmern konnten wir erste Schwimmtechniken näherbringen. Das bereits in den vorherigen Tagen ersehnte Mittagessen, denn es gab schließlich Pommes und Chicken, war ein riesen Highlight und dies obwohl dem Restaurant das Ketchup ausging. Auch nach dem Mittagessen ging es wieder ins Wasser, weshalb wir alle Abends nur noch ins Bett fielen.
Dank unserer zahlreichen gesammelten Spenden in Deutschland konnten wir noch einen zweiten großen Ausflug nach Nairobi ins Nationalmuseum und in den Snakepark unternehmen. Unsere Anreise war etwas holprig. Nicht nur den Straßen, die durch das Hochwasser gelitten haben, sondern auch dem Busfahrer geschuldet, denn dieser hatte bedauerlicherweise keinen Plan, wie man dorthin kommt. Letztendlich haben wir ihm dann mit Google Maps aus der Patsche geholfen. Leider sind wir dadurch erst zwei Stunden später an unserem Reiseziel angekommen. Als erstes bekamen wir eine kindgerechte Führung durch das Nationalmuseum, bei der Wildtiere, jegliche Stammesgeschichten, Kulturen und Herausforderungen von Kenia thematisiert wurden. Nach dem Mittagessen –Chicken, Smokeys und Pommes – ging es in den Snakepark. Mit großen Augen begutachteten die Kinder Schlangen, Schildkröten und verschiedene Fischarten. Zum krönenden Abschluss war es möglich eine echte Schlange in der Hand zu halten und die glatte Haut zu berühren. Das Strahlen ging von einem bis zum anderen Ohr!
Auch in den Ferien kam das Lesen und Lernen nicht zu kurz! Teacher Beatrice besuchte uns jede Woche für zwei Stunden täglich (montags bis freitags). Während sie gezielt mit einigen Kindern geübt hat, übernahmen wir die Betreuung von Hausaufgaben und das Lesenlernen in der Library. Auch wir mussten feststellen, dass immernoch viele Kinder Probleme beim Uhren lesen haben. Deshalb teilten wir die Kinder in zwei Gruppen ein, die dann entweder mit Antonia oder Rebekka in einem Workshop das Uhrenlesen übten. Anschließend traten die Teams bei einem großen Battle gegeneinander an, was natürlich die Lernmotivation steigerte! Da vor allem das spielerische Lernen Fortschritte bringt, organisierten wir eine Rallye rund um das MCC-Gelände. Dabei mussten die Kinder in verschiedenen Gruppen nicht nur Rechen- und Allgemeinwissensaufgaben lösen sondern auch messen, nach Anleitung falten und ihre sportlichen Künste zeigen. Sie erspielten sich je nach Platz Popcorn und Gummibärchen für die Movie-Night. Da sie so viel Spaß dabei hatten, veranstalteten wir zwei Wochen später eine Schnipseljagd. Dabei mussten Kreuzworträtsel, Lückentexte und vieles mehr gelöst werden. Am Ende schafften sie es die einzelnen Schnipsel zu einer Karte zusammen zu fügen, sodass sie den Schatz im Garten ausgraben konnten.
Jeden Sonntag vormittag geht es für uns in die Kirche. Diese ist mit einer Deutschen nicht zu vergleichen! Tanz, Musik, Gesang und gemeinsames Beten spielen dabei eine erhebliche Rolle. Durch unser tägliches Üben, konnten wir alle zusammen einen Tanz zu dem Lied „I am a Miracle“ von ADA aufführen. Sogar die Jungs hatten ihren Spaß! Als am Ende die ganze Kirche zu jubeln und klatschen begann, wussten wir, dass sich das harte Training ausgezahlt hat!
Wir haben deutlichen Zuwachs am MCC bekommen! Gleich sechs neue Zicklein und zwölf Kannickel kamen zur Welt. Zudem kann sich Emma über 35 frisch geschlüpfte Küken freuen. Letzten Samstag wurde den ganzen Tag in der Küche gestanden, da es Abends zu den Chapati Hühnerfleich aus eigener Produktion gab. Auch der Kitchen Garden wächst und wächst. So hat Emma Kohl- und Spinatsetzlinge von unserem Farmer Boniface bekommen und war überglücklich als sie diese zum ersten Mal ernten konnte. Wir haben noch nie so große Spinatblätter gesehen!
Eine der intensivsten und emotionalsten Erfahrungen sind die Homevisits mit der Sozialarbeitern Mercy. Bereits in der ersten Woche unserer Ankunft hier am MCC besuchten wir die Familien und das Zuhause der Kinder, die im Programm sind. Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Menschen ums Überleben kämpfen und heute noch nicht wissen, ob sie morgen was zu essen haben. Die Sicherung der Grundbedürfnisse ist hier nicht gegeben. Vor allem durch die starken Überflutungen in der letzten Regenzeit haben die Häuser in Mitleidenschaft gezogen und die Gärten und Farmen der Familien zerstört, was zu einem Einbruch der Ernte führt. Trotzdem wurde uns bei jedem Homevisit was zu trinken oder essen angeboten. Die Gastfreundlichkeit der Menschen hier ist beeindruckend und deren Lebenssituation unbeschreiblich, weshalb es auch schwer ist die richtigen Worte dafür zu finden. Wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, dann kann man sich die Lage der Familien nur sehr schwer vorstellen und deren Situation nicht nachvollziehen. Umso bemerkenswerter was das Projekt alles leistet und wie den Familien unter die Arme gegriffen wird. Respekt!