Im März begann unsere Zeit im MCC und wir hatten nach ein paar Tagen Eingewöhnung schon mehrere gute Ideen, um die Kinder zu beschäftigen und ihnen neue Erfahrungen zu bieten.
Kurz vor Ostern begann unsere erste Aktivität. Wir malten und schnitten mit Hilfe der Kinder Osterdekorationen aus, die im ganzen Heim aufgehängt wurden um die Osterzeit einzuläuten. Viele der Hasen und Eier haben die Kinder auch direkt über ihre Betten gehängt. Eine Woche später färbten wir mit den Kindern Eier, schon der Eiertransport war eine Herausforderung, das Färben dann ein großes Hallo. Einen Teil davon beschrifteten wir mit den Namen der Kinder und versteckten sie, zusammen mit Süßigkeiten im ganzen MCC und ließen die Kinder sie suchen. Dieses Projekt war ein voller Erfolg, die Kinder hatten ebenso großen Spaß beim Suchen und Finden – sie rannten nach dem Ostergottesdienst sofort durch das Tor um alles zu finden – als sie dann später beim Essen hatten und jedes Kind war sehr glücklich.
Anfang April ergänzten wir noch die fehlenden Handabdrücke auf der Wand im ersten Stock um die Händegallerie zu vervollverständigen.
Unerwarteterweise haben die kenianischen Schulferien dann eine Woche früher als offiziell geplant begonnen, da an mehreren staatlichen Schulen das Essen für die letzte Woche knapp wurde. Um die Kinder an den normalen Alltag zu gewöhnen und sie aus dem MCC rauszuholen, aus dem sie während den Ferien kaum rauskamen, planten wir Ausflüge zum Supermarkt, mit Kindern ab der vierten Klasse. Wir teilten diese Kinder in vier Gruppen ein und beim Ausflug bekam jedes von ihnen 100 Bob und durfte diese beliebig ausgeben.
Wir liefen samstags und mittwochs etwa eine Stunde lang zu Fuß in den nächsten Supermarkt in Nguluni mit Begleitung von Jackson oder Susan, auf dem Rückweg nahmen wir das Boda-Boda. Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich die einzelnen Gruppen und Kinder den Supermarkt durchsuchten und für was sie ihr Geld ausgaben. Zeitgleich konnten die Kinder auch die in der Schule gelernte Mathematik anwenden. Fast jedes Kind hatte letztendlich drei bis sechs verschiedene Gegenstände und kam bei genau 100 Bob (ca. 0,70 EUR) raus und der Supermarkt kassierte jedes Kind einzeln ab. Die ersten drei Gruppen konnten wie geplant gehen, die letzte Gruppe fiel im wahrsten Sinne des Wortes fürs erste ins Wasser. Aufgrund des starken Regens, der auch zu dieser Zeit schon begonnen hatte, war es für die letzten sieben Kinder nicht möglich, den Supermarkt zu besuchen. Insgesamt waren die Kinder von den Supermarktbesuchen sehr begeistert und fragten ständig, wann sie denn endlich gehen könnten. Deswegen werden wir auch den nächsten Volunteers hier diese Ausflüge nahelegen.
Am 18. April verließ uns Laura, die die ersten fünf Wochen mit uns verbrachte und wir organisierten auf ihren Wunsch noch drei Events für die Kinder, bevor sie zurück nach Deutschland flog.
Das erste Projekt war unser Versuch, mit den Kindern Spaghetti mit Tomatensoße zu kochen. Obwohl wir hier einige Probleme hatten, gefiel es den Kindern sehr und am Ende des Abends genossen sie alle ihre Spaghetti. Das erste was schief lief war, dass wir unterschätzt hatten, wie lange die entsprechende Menge an Wasser brauchen würde, um zu kochen, was den Abend in die Länge zog. Außerdem machten sich einige größere Kinder einen Spaß daraus, Spaghetti zu verstecken oder roh zu essen und nach der langen Wartezeit bis das Wasser kochte und die Spaghetti gegessen werden konnten, waren die Spaghetti zu Klumpen geworden, die dem traditionell italienischen Gericht recht fern waren.
Das zweite Event war Zimtschneckenbacken mit einer ausgewählten Gruppe Kinder, was allen viel Spaß gemacht hat. Zum Abschluss, organisierten wir noch ein Lagerfeuer für alle, mit Smokeys (kenianischer Bratwurst) und natürlich Stockbrot. Hier begann gerade die Regenzeit, deswegen mussten wir, aufgrund eines unerwarteten Schauers, das Event um eine Stunde nach hinten verschieben. Das Lagerfeuer wurde trotzdem noch ein voller Erfolg, auch weil Jackson und die Kinder die Idee hatten, statt auf dem nassen Gras das Feuer auf einem Wellblech zu starten.
Nach der ersten Woche Ferien, wurden die Kinder von Joseph in verschiedene Gruppen eingeteilt.
Nachdem das Zimtschneckenbacken mit den Kindern so gut ankam, entschieden wir uns dazu, allen Kindern in diesen Gruppen die Möglichkeit zu geben, die Bäckerei und die Produktion der Buns zu sehen. Unser Bäcker Philipp hatte eine Engelsgeduld und ließ sogar jedes Kind bei der gesamten Produktion mithelfen, Teigkneten, Teigabwiegen und Buns-Formen. Hier hatte Philipp gleich eine Lieblingsgruppe, die Ulinzis, die er danach immer wieder einlud, um ihm beim Backen zu helfen.
Unser nächstes Projekt war unser bislang größtes. Als uns auffiel, dass die Kinder nicht einmal die Namen von den Tieren, die Kenia so berühmt machen, in Kiswaheli kannten, hatten wir die Idee, ihnen eben diese Tiere in echt zu zeigen. Wir unternahmen also nach langer Planung und viel Unterstützung vom Management einen Trip in das Animal Orphanange in Nairobi. Eine Führerin erklärte den Kindern alles über die verschieden Tiere, die hier zu sehen waren und deren jeweilige Hintergrundgeschichten auf Kiswaheli, während Affen durch die nicht geschlossenen Busfenster die mitgebrachten Buns aufaßen. Zum Glück entschieden wir uns dazu, das Ganze an einem Mittwoch zu machen, einen Tag später war nämlich die Straße nach Nairobi aufgrund der starken Regenfälle unpassierbar.
Da wir in den Ferien um einiges mehr Zeit mit den Kindern verbrachten, organisierten wir hier auch einige sinnvolle Workshops.
Nachdem wir sahen, wie einige Kinder Trinkwasser zum Abwaschen ihrer Tassen benutzten und auch auf Veranlassung von deutscher Seite, hielten wir den einzelnen Gruppen Vorträge darüber, wie welche verschieden Arten von Wasser (Trinkwasser, Regenwasser, Bohrloch-Wasser, aufbereitetes Wasser) im MCC genutzt werden und wie wichtig sauberes Trinkwasser für das Land und weltweit ist.
Ein anderer Workshop befasste sich damit den Kindern beizubringen, wie sie besser auf ihre eigenen und die gemeinsamen Gegenstände aufpassen können. Uns war in den ersten Wochen aufgefallen, wie viele Spiel- und Schulsachen kaputtgegangen waren, weil die Kinder entweder nicht gut mit ihnen umgingen oder sie sogar mutwillig zerstörten. Nach den Workshops und einer langen Ansprache von Mercy, in der auch die zerstörten Gegenstände gezeigt wurden, besserte sich das Verhalten der Kinder, insbesondere bei den Movie-Nights, ist aber bis heute in dieser Hinsicht noch lange nicht perfekt.
In Nähworkshops haben wir den älteren Kinder gezeigt, wie sie ihre Sachen auf Vordermann bringen können und alles für den Schulanfang vorbereitet.
Ein weiteres Highlight war das Picknick, bei dem wir mit Nathan und 19 Kids loszogen und in einer Schleife über die Primary School zurück zum MCC liefen. Die Kinder waren ausgelassen und total begeistert, es gab keine Klagen und selbst die Kleinsten liefen dreieinhalb Stunden in bester Laune mit. Am Ende kamen wir in einen Monsterregenguss und alle fanden es nur noch lustig – „we are sweating so much!“ und es endete in einer Wasserschlacht. Zurück im MCC wurde geduscht und die Chapati-Öfen wurden angeheizt, damit alle wieder warm wurden.
Die anderen 19 Kinder fragen seitdem ständig, wann sie dran sind, aber bislang ist das leider den Überschwemmungen zum Opfer gefallen, wir alle hoffen auf nächstes Wochenende.
Da aufgrund des Hochwassers die Kinder während der Ferien das Gelände des MCC nicht verlassen durften – in der Umgebung waren die Sickergruben übergelaufen und stellten ein Gesundheitsrisiko dar – haben wir uns auf Aktivitäten vor Ort konzentriert. Es gab ein Wettrennen ums Gelände, eine Schnitzeljagd, bei der sie anhand von Karten vom MCC den nächsten Fundort bestimmen mussten und erst nach Lösen eines Rätsels ihre Belohnung einfordern konnten, abends wurde in großer Mannschaft Fußball gespielt – mit Jackson, Boni, Nicholas und Robin als Verstärkung – sofern das Feld trocken genug war. Außerdem haben wir noch zweimal Kuchen gebacken, einmal Marmorkuchen vom Blech und dann Zitrone-Schoko-Himbeer-Schichtkuchen – herrlich dreifarbig!
Da auch der Fluß auf dem Weg zur Farm viel zu viel Wasser führte, durften die Kinder nicht wie eigentlich geplant morgens auf der Farm helfen und konnten sich dort nicht verausgaben, stattdessen haben die großen Jungs bei der Instandsetzung der weggespülten Zufahrtsstraße geholfen.
Die Farm hat unter dem vielen Regen, der kaum ablief, und dem Hochwasser stark gelitten, Sukuma Wiki und Spinat-Setzlinge sind verfault, die Tomaten mochten das Zuviel an Wasser nicht, bloß die Bananen haben sich gefreut. Inzwischen ist der Farm-Manager Boni damit beschäftigt, die verlorenen Pflanzen durch gekaufte Setzlinge zu ersetzen, damit die Farm das MCC ausreichend versorgen kann.
Als der Lagerkoller bei den Kindern zu groß wurde, haben wir die Secondary besichtigt – Jackson hat ihnen alles zur Wassergewinnung und -aufbereitung erklärt und die ganzen Maschinen angeworfen, Principal Nicholas hat sie durch den Boarding-Bereich geführt und alles gezeigt, bis hin zur Wäscheleine, und dann wollten die Kinder noch das Computer-Lab sehen, das er ihnen genauso wie das Science-Lab im Detail erklärt hat. Ein unerwartet großer Erfolg!
Im letzten Monat vor den Ferien war neu eingeführt, dass abends Teacher Beatrice ins MCC kam, um die Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen um sie gezielt zu fördern. Dies schlief in den Ferien erstmal ein, konnte dann aber – als die Ferien zweimal um eine Woche verlängert wurden, da im ganzen Land viele Schulen unter den Folgen der Überschwemmungen litten oder als Notunterkünfte dienten – wieder aufgenommen werden und Teacher Beatrice kam täglich zwei Stunden. Auf ihre Anregung hin haben wir kurze Wörter auf Zettel geschrieben, die Kinder haben die Wörter voller Begeisterung ausgemalt und jetzt hängen an allen Wänden bunte Wörter um die Kinder zum Lesen anzuregen.
Außerdem haben wir Charts besorgt mit Alphabet, Einmaleins, den Tieren Kenias, den Sehenswürdigkeiten und eine Landkarte von Kenia. Mit den Charts haben wir Quizzes gemacht, um den Kindern Kenia näher zu bringen. Jetzt hängen die Charts für alle gut sichtbar im Dining Room.
Eine weitere Aktion war es, sich selbst zu präsentieren und zwar vor großem Publikum – also allen anderen – und Kamera. Wer bin ich, was mag ich, was esse ich am liebsten – sogar die Kleinsten konnten hier ein paar Worte auf Englisch sagen.
Auch äußerlich hat sich im MCC einiges geändert, an jeder Schlafzimmertür hängt ein Bild mit den jeweiligen Bewohnern, es gibt neue Bänke in der Küche, so dass jetzt alle gleichzeitig im Sitzen essen können. Auch draußen am Fußballfeld stehen jetzt zwei neue Metallbänke, auf denen die Kinder gerne sitzen. Damit hier für Schatten gesorgt ist, haben wir mit den Kindern sechs neue Bäume gepflanzt. Auf diese Idee sind wir durch eine Initiative von Präsident Ruto gekommen, der dazu aufgerufen hatte, im Gedenken an die Flutopfer Bäume zu pflanzen.
Die Bücherei, die unsere Vorgänger im ehemaligen Kindergarten neu eingerichtet hatten, war für die Kinder ein beliebter Anlaufpunkt, und um neue Anregungen zu geben – und Wünschen nachzukommen – haben wir 17 neue Bücher für alle Altersstufen besorgt.
Nach fast drei Monaten im MCC hat sich also einiges getan, und als krönenden Abschluss planen wir für Sonntag noch einen Ausflug zum Schwimmen, wobei auch die Community based Kinder dabei sein werden. Das ganze ist schon großes Gesprächsthema – wann wer wie wo…
Vom Busfahrer bis zum Management haben wir uns von Anfang an Willkommen geheißen gefühlt und Einblicke in die Aufgaben aller Mitarbeiter erhalten, und besonders schön finden wir, wie alle Mitarbeiter auf die Kinder eingehen.
Nach der Zeit, die wir hier verbracht haben, können wir beide sagen, das der Aufenthalt hier eine sehr gute und bereichernde Erfahrung ist und dass uns alle Kinder in der Zeit sehr ans Herz gewachsen sind.
Herzlich bedanken wir uns bei allen Spendern, die durch ihre großzügigen Gaben unsere Aktionen erst möglich gemacht haben.
Von Christine und Robin