Im Mai ist unser letzter Monat hier im Kinderheim angebrochen. Die Zeit ist verflogen und wir genießen jeden Moment in vollen Zügen.
Auch der Mai war voller Projekte und toller Momente.
Es ging los mit einem Fußballturnier, wo alle Mitarbeiter vom MCC und ein paar Lehrer aus der Secondary School gegen die 9te Klasse aus dem Kinderheim gespielt haben. Wir wurden mit dieser Information erst ein Tag vorm Spiel überrascht und so ging unser Training direkt los. Der Spieltag war sehr verregnet und das Spielfeld wurde in eine riesige Schlammpfütze verwandelt. Das hat uns nicht aufgehalten und sobald die Sonne wieder schien, wurde angepfiffen. Es war ein sehr langes Spiel, was eher einer Schlammschlacht ähnelte. Durch den Schlamm sind die Spieler (wir…) reihenweise ausgerutscht, sehr zur Belustigung der Zuschauer. Nach 3,5 Stunden ohne Pause ging es überraschenderweise 11:7 für die Staffs aus. Wirklich jeder musste sich und seine Klamotten von Kopf bis Fuß abwaschen, das hat bis zum wohlverdienten Abendessen gedauert!
Auch in der Bakery sind wir mittlerweile fast jeden Tag zugange. Unser Bäcker Philip vertraut uns blind, deshalb machen wir jetzt die Mandazis für das MCC schon alleine. Nur beim Kneten ist Philip sehr viel effizienter und hilft uns da aus. Mit ihm haben wir immer was zu lachen, weshalb wir immer gerne zum Helfen vorbeikommen. Es ist wirklich beachtlich wie viele Buns Philip täglich herstellt, um alle mit Frühstück zu versorgen! Wir werden definitiv zuhause versuchen die Rezepte nachzumachen, die er uns beigebracht hat.
Die Primary Schule ist für Emma und Marta ein Highlight in der Woche. Zum einen verbringen wir somit mehr Zeit mit den Kindern und zum anderen können wir beobachten, wie die Grundschule hier in Kenia so abläuft. Durch unser Lehramtsstudium haben wir schon einiges gelernt und sammeln immer mehr Eindrücke und Erfahrungen. Es ist interessant wie unterschiedlich und doch gleich die Schule ist. Die Lehrer machen einen super Eindruck und die Kinder arbeiten fleißig und begeistert im Unterricht mit. Egal ob Mathe, Englisch, Swahili, Sport oder Kunst. Alle geben ihr Bestes und kommen abends mit neu gelerntem ins Heim.
Auch die Secondary hatte jetzt wieder offen und wir hatten die Möglichkeit in den Unterricht zu schnuppern. Wir saßen mitten zwischen den Schülern und haben uns so fast als ein Teil der Klasse gefühlt. Das hat einem einen ganz anderen Blickwinkel gegeben. Manchmal wurden wir mit spezifischen Wissensfragen überrumpelt, konnten dann aber mithilfe der Schüler*innen unseren Beitrag zum Unterricht leisten. Auch hier wirken die Lehrer kompetent und bringen den Schüler*innen den Lernstoff auf anregende Art bei. Wir durften sogar einmal Teil einer Chemiestunde sein, wo mit Katalysatorpapier experimentiert wurde. Wer mochte nicht die Experimentierstunden am liebsten?!
Der Schulleiter Nicholas weiß über alles, was in der Schule so geschieht, Bescheid. Er hat uns auf dem Schulcampus herumgeführt und war immer für Fragen und Anliegen offen.
Um die Aufgabenverteilung effizienter zu machen, wurden die Kinder in Gruppen eingeteilt. Diese Aufteilung haben wir für unsere Picknick-Gruppen übernommen. Wir sind drei Sonntage, mit je einer Gruppe knappe 45 Minuten zu einem sehr schönen Ort am Fluss spaziert. Der Weg wurde von Mangobäumen und Akazien gesäumt und hat uns einmal wieder die wunderschöne Berglandschaft Kenias vorgeführt! In solchen Momenten hatten wir beide immer wieder „Realisationsmomente“, dass wir gerade in Kenia leben und um uns herum die wahnsinnig schöne Natur unser Zuhause ist. Die, die wollten, durften im nahegelegenen Fluss planschen und sich abkühlen, während die anderen Picknickdecken ausgebreitet und den Proviant verteilt haben. Es gab reichlich Ananassaft, Mandazis, Muffins und für die gesunden Vitamine Bananen. Patron und Matron sind abwechselnd mitgekommen, was die Kids unglaublich gefreut hat. Man merkt wie eng die Bindung der Kids zu den Erwachsenen ist und das war echt schön mit anzusehen. Mit guten Gesprächen und tollen Erinnerungen ging es wieder zurück nach Hause. Einmal mussten wir die letzten Meter rennen, weil die Regenwolken wirklich sehr düster waren. Da wir alle so voll vom Picknick waren, fiel das Abendessen für uns eher klein aus. Wir hatten mit allen Gruppen unvergessliche Momente und zählen jedes einzelne Picknick mit zu unseren Lieblingsmomenten mit den Kindern.
Mit unserer Sozialarbeiterin Mercy sind wir gemeinsam ins Skillcenter gefahren, da das auch zu den Projekten gehört, dass Jimmy Kilonzi gegründet hat. Manche unserer Kinder gehen nach der Secondary auch dort hin und erhalten dort ihre Ausbildung. Der Schulleiter hat uns durch die verschiedenen Ausbildungsbetriebe geführt. Dort kann man eine Ausbildung zum Klempner, Elektriker, Friseur, Make-Up-Artist, Koch oder Automechaniker machen. Alle Klassen haben uns eine Praxisvorstellung geboten, es ist echt beeindruckend, wie engagiert die Azubis dort lernen. Die Lehrer waren sehr freundlich und haben sich gefreut uns ihren Arbeitsbereich zeigen zu dürfen. Zum Schluss durften wir noch eine Kostprobe aus der Küche genießen: Chapati mit Cabage, eines unserer Lieblingsgerichte.
Für uns gehört auch dazu die andere Seite und den Hintergrund der Kinder zu sehen, um noch besser verstehen zu können, warum sie im Kinderheim sind. Und deshalb sind wir wieder mit Mercy in die Mathare Slums nach Nairobi gefahren. Dort hat uns Linnet die Sozialarbeiterin, die sich in den Slums auskennt, in Empfang genommen. Durch sie haben wir uns erstaunlich sicher gefühlt. Wir haben 3 Familien besucht und ihre Geschichte gehört. Es war sehr schön auch mal die Eltern und Geschwister unserer MCC Kinder kennenzulernen. Es war erschreckend, in was für Verhältnissen sie leben. Doch andererseits haben sie so einen starken Lebenswillen und sind voller Lebensfreude. Das hat uns auch nochmal gezeigt, dass man dankbar dafür sein sollte, was man hat. Wir durften auch eine Highschool mitten im Slum besuchen und mit der Direktorin reden. Eine wirklich inspirierende Frau! Sie hatte alles im Blick und hatte einen sehr verständnisvollen Grundgedanken ihren Schüler*innen gegenüber, sie weiß schließlich aus Erfahrung, unter welchen Umständen sie aufwachsen. Es war ein Tag voller verschiedener Eindrücke, die wir ersteinmal verarbeiten mussten, dennoch sind wir dankbar für diese Erfahrung.
An unserem freien Tag haben wir uns auf den Weg nach Tala gemacht, ein nahegelegenes Städtchen, was einiges zu bieten hat. Jeder Freitag sah fast gleich aus. Wir sind durch die Secondhand Klamotten-Stände geschlendert und haben den einen oder anderen Fund gemacht. Dann ging es meistens in ein Diner, wo wir Bajiha gegessen haben, die man mit Bratkartoffeln vergleichen kann. Nach der Stärkung ging es zu den bunten Obst- und Gemüseständen. Da konnten wir uns kaum zurückhalten und haben uns für die kommende Woche mit Bananen, Ananas, Mangos, Avocados und Passionsfrüchten ausgestattet. Wir haben uns dann auch in die selbstgeflochtenen Körbe verliebt, die dort in Handarbeit und ganz viel Liebe von älteren Damen geflochten werden. Jede Woche kam ein neuer Korb mit, die wir unseren Familien in Deutschland mitbringen werden. Die alten Damen haben wir sehr in unser Herz geschlossen und wurden jede Woche aufs Neue mit einem großen Lächeln empfangen. Und zum Schluss kam der anstrengende Teil: Da wir so viel mit den Kindern kochen wollen, mussten wir natürlich die Zutaten einkaufen und bei 39 Kindern und mindestens 7 Mitarbeitern waren das jedes Mal einiges, was transportiert werden mussten. Mit zwei Bodabodas (Mofas, die man dort zum Transport ausleihen kann) ging es dann Richtung MCC und wieder war ein erfolgreicher und erschöpfender Freitag vorbei.
Unsere letzten 3 Samstage standen an, das hieß nur noch 3 mal Chapati. Was uns ganz traurig gemacht hat. Aber so gab es eine Ausrede so viele Chapatis wie möglich zu essen. Die Kinder haben uns ausgelacht aber jede Woche aufs Neue Wetten mit uns geschlossen, wer mehr Chapatis schafft.
Außerdem haben wir den Geheimtipp von unserem Schulbusfahrer Peter bekommen, dass es in Nguluni Chapati mit Rührei gibt. Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen und mussten es unbedingt probieren. Und es hat sich als eines der besten Chapatis die wir je gegessen haben, herausgestellt. Aber das der Kinder übertrifft natürlich nichts. Wir mussten das aber dann auch den Kindern zeigen und somit wurde am Freitagabend Chapati mayai (Chapati mit Ei) gekocht. Alle haben sich sehr gefreut und wir waren über einen Tag mehr Chapati glücklich.
Dank der vielen Spenden konnten wir all unsere Projekte umsetzen, unter anderem all die Koch- und Backaktionen, aber auch die Ausflüge mit den Kindern. Zum Schluss haben wir für einige Kinder neue Matratzen mit Hüllen besorgt, da das nötig war. Uns war es wichtig, den Bedürfnissen von kenianischer Seite aus nachzugehen und sind dankbar, dass wir hier mithelfen konnten. Danke an dieser Stelle an all die Spender, die uns unterstützt haben und all das ermöglicht haben!
Wir haben festgestellt, dass die schönste Zeit des Tages die Stunden vor dem Abendessen ist. Ob den Secondary Schülern beim Fußballspielen zuschauen, Volleyball spielen oder einfach auf einem Lesso sitzen und ein Buch mit den Kindern lesen und bei Musik entspannen. Jeden Abend die letzten Sonnenstrahlen und wunderschöne Sonnenuntergänge genießen, bis der Himmel zum Sternenhimmel wird und man verschiedenste Sternbilder suchen kann. Es sind die alltäglichen kleinen Momente, die am meisten in Erinnerung und im Herzen bleiben. Wir sind unfassbar dankbar für diese Zeit und der Dank geht besonders an die Mitarbeiter und Kinder, die das MCC für uns zu einem Zuhause gemacht haben. Milele sehemu yangu. (Für immer ein Teil von mir)
Marta Simone und Emma Raihofer